1817 - 1888
Der liebe Frühling kommt mit
hellem Klange
Und streuet seinen Schmelz auf
Hain und Triften;
Viel tausend Vögel wiegen sich
in Lüften
Und feiern ihn mit lautem
Freudensange. –
Auch du, mein Herz, ihn
freundlich zu empfangen,
Aus starrer Trauer mußt du
dich erheben!
Was willst du noch der alten
Liebe leben,
Da rings umher nur frische
Rosen prangen.
Und konne im Lenz die alte
Lieb’ verglühen,
So mag die Trauer mit dem
Winter schwinden;
Im neuen Lenz wird neue Lieb’
erblühen.
Es sind ja Blumen noch genug
zu finden,
Der ganzen Flur ist neuer
Schmuck verliehen!
Drum will auch ich aufs neu
mir Kränze winden!
1817 - 1888
Der Markt ist leer, die Bude
steht verlassen,
Im Winde weht der bunte
Trödelkram;
Und drinnen sitzt im
Wirbelstaub der Gassen
Das schlanke Kind das Juden
Abraham.
Sie stützt das Haupt in ihre
weiße Hand,
Im Sturm des Busens bebt die
leichte Hülle;
Man sieht’s, an dieser Augen
Sonnenbrand
Gedieh der Mund zu seiner
Purpurfülle.
Die Lippe schweigt; die
schwarzen Locken ranken
Sich um die Stirn wie
schmachtende Gedanken. –
Sie liest vertieft in einem
alten Buch
Von einem König, der die Harfe
schlug,
Und liebefordernd in den gold’nen
Klang
Manch zärtlich Lied an Zions
Mädchen sang.
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